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AutorenbildManfred Lang

020 | Kunst/Kitsch/Kommerz - eine unheilige Ménage à trois?

Prinzipiell, auch wenns manche/viele nicht hören wollen – aus Sicht der Kunst kommt kein Begriff ohne dem unheiligen anderen aus.


Wann ist Kunst kein Kitsch oder doch Kitsch? Und wer entscheidet das – die sogenannte kulturpolitische Fachfrau, der Kurator der glaubt, das sogenannte Fachwissen gepachtet zu haben? Die Galeristen? Die Sammlerinnen? Oder die sich selbst schmeichelnden Kunstliebhaber?

 

Was aber ist Kitsch? – eine vage Definition? Eine gefestigte Meinung/Empfindung jedes einzelnen Betrachters? Eindeutig Letzteres.


Ist für mich zB ein Kunstwerk Kitsch, weil es mir nicht gefällt und ich mit dem Wort Kitsch nur mein abwertendes Urteil fixiere? Oder signalisiere ich damit nur meine eigene Wurschtigkeit gegenüber dem Kunstwerk? 


Oft ist es die sprachliche, suspekte Schludrigkeit der Kunst-Kitsch-Definition, die ein vages, unbehagliches Gefühl aufkommen lässt.  

 

Anders ist das mit Kunst und Kommerz.

Fast jede Künstlerin/jeder Künstler – Ausnahmen bestätigen die Regel – verschränkt Kunst mit Kommerz. Aus Lebensnotwendigkeit oder Lust an monetärer Anerkennung.

Und wenn Großgalerien gehypte Superkünstler kreieren und deren Namen so teuer wie möglich verkaufen, und eitle Großsammler sich in zeitgeistigen Image-Ankaufshysterien zu übertrumpfen suchen, wirds nicht nur teuer sondern ordentlich peinlich. Und wenn unbeachtete Künstlerinnen und Künstler mit wunderbaren Werken versuchen, für sich die wahre Kunst aufzuspüren, aber dafür gerade so am Prekariat vorbei schrammen, dann ist das nicht nur genau so peinlich, sondern vor allem traurig.

 

Wir alle, die wir uns für die Kunst engagieren, sollten permanent auf der Suche nach KünstlerInnen mit auch essenziellen Kunstwerken sein. Nur für diese sollten wir uns einsetzen. Für uns selbst, um zu spüren, wie ein wahres Kunstwerk das eigene Gefühl bereichern kann. Nur für solche essenziellen Kunstwerke sollten wir auch im eigenen kulturellen Interesse öffentlich auf- und eintreten.

 

Ich weiß, das klingt ziemlich abgehoben. Es ist mir in meiner 45jährigen Galeristen-Tätigkeit oft nicht gelungen, meine eigene Idealvorstellung umzusetzen. Weil die gezeigten Kunstwerke doch nicht so essenziell waren wie ich zuerst dachte, oder weil wieder einmal die Pleite drohte und ich mich nur mit einer unverbindlichen Zeitgeist-Ausstellung retten konnte.


Aber ich habs zumindest probiert. Immer wieder. Und das werd ich so lange tun, bis ich an einer Wand fünf Zeichnungen zeigen kann, von deren Ausstrahlung, Präsenz und Wertigkeit ich zu mir sagen kann: Das ist‘s – das war‘s!

 

mml

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