Ich hab sie durchgeackert all die Berichte und Kritiken über die heurige Documenta der doppelten Art. Hätte ich nach Athen fahren sollen oder doch lieber gleich nach Kassel?
Geb ich mir überhaupt die dem schweigsamen Documentaboss Szymczyk angedienten kunstverbrämten Künstlerstatements über Flüchtlings-, Wirtschafts-, Hass-, Leidens- und Elendschaos?
Nur deshalb, um auch bei einem kurzlebigen Kunstverständnisunding dabei zu sein? Will ich billiger Stellungsbezieher in Sachen zeitgenössischer Kunst sein und mit meiner Anwesenheit am nächsten Publikumshype einen Anteil haben?
Schönheit und Empathie sind dzt keine Kunstkategorien mehr.
Weil der Kunstzeitgeist nur das artistisch verklausulierte Grauen einer „Zeit im Bild-Realität“ bevorzugt.
Ich bin vielleicht ein altmodischer, aus der Zeit gefallener Kunstliebhaber, dem die theorieferne Empathie zu einem bleibenden, gesellschaftsrelevanten Meisterwerk wichtiger ist als ein tagesaktuelles Politkunstmemorandum der zweifelhaften Art.
Ich mag einfach keinen politisch motivierten Kunstradau.
Weil ich den Satz von Sören Kierkegaard hoch halte, der für mein Kunstverständnis stets wichtig und entscheidend war:
„Wenn alles still ist, geschieht am meisten“.
Wenn der Künstler die laute, unmenschliche Realität für seine oder für die der Kuratoren zu annektieren versucht, geschieht am wenigsten. Denn sie bleibt ohnehin wie sie ist – kunstfern und schmerzhaft. Im besten Fall dient sie nur der Selbstbeweihräucherung des Künstlers. Er hat ja schließlich in der bestmöglichen künstlerischen Documentaöffentlichkeit eine kunstaktuelle Stellung bezogen. Mit einer hoffentlich gelobten medialen Wahrnehmung.
Ich fahr nicht nach Kassel.
mml
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